Santiago Díez Fischer - Komposition

Die Verwandlung eines Alltagsgegenstandes in ein Musikinstrument: ein Anstoß zur Komposition

In diesem Forschungsprojekt untersuche ich den Prozess der Umwandlung eines Alltagsgegenstands in ein Musikinstrument und wie diese Transformation den kompositorischen Prozess beeinflusst.

In den letzten Jahren basierte mein kompositorischer Prozess auf der Verwendung von Alltagsgegenständen als neue Instrumente. Im Spanischen gibt es zwei Wörter für das Wort "spielen": "jugar", wenn man ein Spielzeug meint, und „tocar", wenn man ein Instrument meint. In diesem Projekt, experimentiere ich mit Aktionen und Klängen, indem ich mit einem Objekt "spiele" ("jugar"): Wenn eine Aktion auf dem Objekt einen interessanten Klang für die Komposition erzeugt, wird sie ausgewählt und systematisiert, um diese Aktion wiederholbar zu machen und sie für klangliche, kompositorische und performative Zwecke zu standardisieren. Aus "Jugar" wird "Tocar" - das Spielen mit einem Spielzeug wird zum Spielen eines Instruments.

Ich frage: Was passiert bei der Verwandlung eines Alltagsgegenstands in ein Musikinstrument? Wie beeinflusst diese Verwandlung meinen kompositorischen Prozess? Um diese Frage zu beantworten, werde ich jeden Moment des Prozesses der Verwandlung eines Objekts in ein Instrument analysieren: mögliche Handlungen, die auf jedes Objekt anwendbar sind, Dimensionen und physische Formen von Objekten und die Art und Weise, wie diese Faktoren in einen Klang umgewandelt werden, der durch eine wiederholbare Handlung an einem Objekt erzeugt wird. Ich werde Komponisten untersuchen und analysieren, die Objekte bei ihrer Suche nach neuen Klängen verwendet haben, von Luigi Russolo bis zu zeitgenössischen Musikern.

Im Laufe dieses Forschungsprojekts möchte ich vier musikalische Werke komponieren, die auf der Verwendung von Objekten als neue Instrumente basieren, und eine Online-Bibliothek mit objektbasierten Instrumenten erstellen, die von Komponisten, Interpreten und Sounddesignern genutzt werden kann.

Erstbetreuerin: Prof.in Carola Bauckholt, ABPU
Zweitbetreuerin: Dr. Ellen Fallowfield, Hochschule der Künste Bern HKB

Biografie

Die Musik von Santiago Díez-Fischer (Argentinien) basiert auf der Suche nach einem organischen Klang, der die akustischen Klänge von Instrumenten und verschiedenen Objekten mit einer sehr persönlichen Art des Einsatzes von Elektronik verbindet: eine "taktile" Musik, die die Zuhörer*innen einlädt, die Skulptur seiner Musik zu erkunden.

Seine Musik wurde von Ensembles wie dem Ensemble Dal Niente, Ensemble Distractfold, Eunoia Ensemble, Lovemusic, Ensemble Sur Plus, KNM Ensemble, Ensemble Soundinitiative, Vortex, Le balcon, TM+, BIT20, CAIRN oder L'imaginaire aufgeführt. Als Komponist hat er an Residenzen und Festivals teilgenommen, wie z.B. IRCAM - CURSUS, Schloss Solitude Akademie 2011, Darmstädter Ferienkurse, Impuls Akademie, Festival Borealis. Er erhielt Aufträge und Preise u.a. von der Siemens Stiftung, Pro Helvetia, dem Borealis Festival, der französischen Botschaft in Argentinien, dem argentinischen Mozarteum, der Cité internationale des Arts, Clang Cut Book Berlin, dem Mixture Festival und dem Joan Guinjoan Preis.

Díez-Fischer ist Professor für Komposition am Pantin-Konservatorium in Paris. 5 Jahre lang war er Assistenzprofessor in der Kompositionsklasse an der Haute Ecole de Musique in Genf, Schweiz. Er absolvierte einen Master in Komposition und Chorleitung in Argentinien und studierte in Deutschland bei Rebecca Saunders und in Frankreich bei Philippe Leroux.

http://santiagodiezfischer.com/