Roman Duffner - Musiksoziologie

„Und wenn ich diese Taste drück‘, spielt er ein kleines Musikstück“.

Kooperationen von menschlichen und nichtmenschlichen Akteur*innen in der Musikproduktion

In diesem Dissertationsprojekt wird die Zusammenarbeit von menschlichen und nichtmenschlichen Akteur*innen im kreativen Prozess der Produktion populärer Musik untersucht. Das Forschungsvorhaben schließt an die aktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzung zu Kreativität und der „Musicology of record production“ an.

Kreatives Schaffen gilt vorrangig als menschliche Fähigkeit, die durch individuelle Ausstattung, wie Können und Wissen, und durch soziale Komponenten, wie Interaktion mit anderen, ermöglicht wird. Gerade in aktuellen Schaffensformen – etwa der digital gestützten Kreation von populärer Musik („record production“) – nehmen jedoch nichtmenschlichen Entitäten eine aktive Position (z. B. im Stabilisieren/Aufzeichnen von situativem Musizieren) ein. Um deren mitunter trivialen Aktivitäten zu erfassen ist es allerdings notwendig, diese nichtmenschlichen Entitäten, wie die Musiker*innen selbst, als Akteur*innen – im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie – zu behandeln. Damit treten sie in einem kooperativen Verhältnis in Erscheinung, sodass ihr (Mit- und Ein- )Wirken im „music-making“ als eine Form der Zusammenarbeit erfasst werden kann.

Ausgehend von diesen Überlegungen gehe ich folgender Forschungsfrage nach: Wie kooperieren menschliche und nichtmenschliche Akteur*innen im kreativen Prozess des digital bzw. elektronisch gestützten Musik-Machens (Produzierens, Komponierens) von populärer Musik? Anhand fokussierter videogestützter Beobachtungen der Studio- bzw. Homerecording-Arbeit sowie teil- strukturierten Interviews mit Musizierenden wird der generative Prozess empirisch erhoben und diese Daten in einem systematischen Analyseschritt ausgewertet.

Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, ein vertieftes Verständnis sozio-materieller Relationen im digital gestützten Schaffensprozess von populärer Musik zu entwickeln. Darüber hinaus soll es einen Beitrag zur theoretischen Auseinandersetzung über Kreativität leisten, bei der das Mitwirken nichtmenschlicher Akteur*innen berücksichtigt wird.

Erstbetreuerin: Univ. Prof.in Dr.in Carolin Stahrenberg, ABPU         
Zweitbetreuer: Ao. Univ. Prof. Dr. Tasos Zembylas, mdw

Biografie

L. Roman Duffner, Doktorand an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, ist ausgebildeter Musikwissenschaftler und Soziologe. Seine Forschungsinteressen umfassen Studien zu Musik und Gesellschaft, sozio-technologischen und materiellen Aspekten der Musikpraxis und Praktiken des kreativen Arbeitens. Nach seinem Studium an der Universität Wien arbeitete er an der Johannes Kepler Universität in Linz. Hier beschäftigte er sich mit verschiedenen musiksoziologischen Themen, wie der Pop/Rockband als Organisationsform oder den Auswirkungen der digitalen Transformation auf das Musikalbum in der populären Musik. Er veröffentlichte einen wissenschaftlichen Artikel über den "Push Button" als kreative Interaktionsinstanz und eine künstlerisch-wissenschaftliche Graphic Novel zum Thema "Kreativitätstheorien". Auf der AMIS 2021 präsentierte er seine Erkenntnisse über den "Guitar Strap" - seine Form, seine Verwendung und seinen Beitrag bei Musikaufführungen.

In seinem Promotionsprojekt untersucht er die Zusammenarbeit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren im Prozess der Schaffung populärer Musik. Er interessiert sich dafür, wie Kreativität und kreative Arbeit in der Hightech-Musikproduktion über menschliche Fähigkeiten und Vorstellungskraft hinaus verstanden werden können.