Hiroko Huemer - Historische Aufführungspraxis

Wiener Flötenmusik in Benediktinerklöstern Ober- und Niederösterreichs, 1750-1780

Bei der Recherche nach Flötenwerken von in Wien aktiven Komponisten im Forschungszeitraum wie F. L. Gassmann, J. Haydn, L. Hofmann, J. B. Vanhal, G. C. Wagenseil u.a. stößt man darauf, dass viele der bedeutendsten Manuskripte heute in den Musikarchiven österreichischer Klöster - Melk, Göttweig, Kremsmünster und Lambach zu finden sind. Die Benediktiner erlebten unter Maria Theresia eine musikalische Hochblüte und hielten engen Kontakt zu Wiener Komponisten. Die Flöte wurde in dieser Periode von einem bevorzugten Instrument adliger Musikliebhaber mit Friedrich dem Großen als Leitbild allmählich zu einem Instrument der bürgerlichen Musikpraxis. Ein Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch die Auseinandersetzung mit primären und sekundären Quellen in den Klöstern bzw. ihrem Umfeld, Flötenspiel in diesen Klöstern als ein repräsentatives Fallbeispiel historischer Aufführungspraxis der damaligen Zeit zu erforschen.

Als zweites Hauptforschungsvorhaben, wird basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen in einer intensiven Spielpraxis der Flötenklang in diesen Werken bzw. im klösterlichen Umfeld erforscht. Im Mittelpunkt wird die künstlerische Auseinandersetzung mit den in Frage kommenden Traversflöten stehen.

Die Forschungsfragen lauten:

Wie sah die historische Aufführungspraxis für Wiener Flötenmusik in den Benediktinerklöstern aus? Welche Besonderheiten weisen die dort verwendeten Flöten auf und wie wirken sie sich auf die Klangästhetik der beforschten Werke aus?

Zum Abschluss des Projekts, das einen Beitrag leisten soll, die doch beträchtliche Lücke in der Beforschung der Traversflöte in Wien vor 1780 zu schließen, werden die im Besitz der Patres befindlichen Flötenwerke in Kollaboration mit anderen Musiker*innen, an originalen Orten in den Benediktinerklöstern aufgeführt.

Erstbetreuerin: Univ. Doz.in Dr.in  Claire Genewein, ABPU
Zweitbetreuer: Univ. Prof. Dr. Martin Eybl, mdw
Drittbetreuer: Prof. Dr. Barthold Kuijken, Belgien

Biografie

Hiroko Huemer ist eine auf Traversflöte spezialisierte Musikerin und Pädagogin. Geboren in Tokushima, Japan, absolvierte sie zuerst das Bachelor-Studium Querflöte am Tokyo College of Music, ehe sie ihre Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fortsetzte und das Master-Studium mit Auszeichnung abschloss. An der Anton Bruckner Privatuniversität Linz absolvierte sie bei Claire Genewein das Master-Studium Traversflöte – erneut mit Auszeichnung.

Von 2012 bis 2014 folgte ein Postgraduate für Traversflöte und historische Aufführungspraxis am Königlichen Konservatorium in Brüssel bei Barthold Kuijken zum Thema „1728 & 1732. Werke, Flöten und Komponisten und ihre Zeit mit den Schwerpunkten Hamburg, Paris, London und Amsterdam.“ Diese Erfahrung führte zu einer intensiven Beschäftigung mit der Thematik wie politische und sozioökonomische Entwicklungen die Musik – von der Aufführungspraxis bis hin zur Klangästhetik – in den unterschiedlichen Regionen beeinflussten. So hielt sie Gast-Vorträge zu diesem Themenkomplex wie u.a. „Maria Theresia – Regentin, Sopranistin, Musikreformerin“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main sowie an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz.

Orchester-Erfahrung sammelte Hiroko Huemer u.a. unter Sigiswald Kuijken, Ton Koopman, Martin Haselböck, Michi Gaigg und Heinz Ferlesch. Sie ist international mit verschiedenen Barockorchestern und Barockensembles aktiv und ist u.a. Mitbegründerin des Ensembles „L’Entretien des Muses“.