Enrico Coden - Flöte, historisch informierte Aufführungspraxis

In meinem künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekt untersuche ich die Auswirkungen historischer Schauspieltechniken auf das historische Flötenspiel, insbesondere im Kontext des mit Antonio Lorenzoni verbundenen Repertoires.

Lorenzoni war ein Amateurflötist und Autor einer Flötenmethode, des Saggio per ben sonare il Flautotraverso (Vicenza, 1779). Als professioneller Jurist und Rhetorikexperte teilte er die Überzeugung des 18. Jahrhunderts, dass Musiker - wie Redner - Affekte ausdrücken können, um ihr Publikum zu bewegen.

Während historische Schauspieltechniken in zeitgenössische Gesangsdarbietungen und Bühnenproduktionen eingeflossen sind, untersuche ich ihre möglichen Auswirkungen auf den musikalisch-rhetorischen Ausdruck im Instrumentalrepertoire der Flöte. Meine Forschungsfrage lautet: Welchen Einfluss können historische Schauspieltechniken auf die Aufführung des Flötenrepertoires haben, das Lorenzoni in seiner Methode empfiehlt?

Methodisch entwickle und dokumentiere ich zunächst zwei Interpretationen von Lorenzonis bevorzugtem Repertoire: einmal vor der systematischen Befolgung der Anweisungen seiner Methode und einmal danach. Dann vertiefe ich mein Wissen über die Schauspieltechniken des 18. Jahrhunderts anhand der verfügbaren Primärquellen, sowohl der italienischen (da sie für mein Thema am relevantesten sind) als auch der englischen (da sie die meisten praktischen Anweisungen enthalten). Im nächsten Schritt experimentiere ich mit ihren möglichen Anwendungen auf die musikalische Aufführung, wobei ich Aspekte wie Körperhaltung, Interpunktion und Affektausdruck untersuche. Anschließend teste ich die Auswirkungen dieses Prozesses auf meine persönliche Darbietung, indem ich die gleichen Kompositionen ein drittes Mal einspiele, um die Ergebnisse zu dokumentieren und zu analysieren.

Erstbetreuerin: Univ. Doz.in Dr.in Claire Genewein, ABPU    
Zweitbetreuerin: Dr.in Annette Kappeler, Hochschule der Künste Bern
Drittbetreuer: Dr. Jed Wentz, Leiden University

Biografie

Enrico Coden ist ein italienischer Flötist, Forscher und Lehrer. Er führt Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart unter dem Aspekt der historisch informierten Aufführungspraxis auf. Er spielt mit Ensembles wie dem Balthasar-Neumann-Ensemble und T. Hengelbrock, Il Gusto Barocco und J. Halubek sowie dem Orchester Frau Musika und A. Marcon und produzierte Aufnahmen für den ORF, RAI und Cinémathèque française.

Als Forscher beschäftigt er sich mit der italienischen Flötenmusik des 18. und 19. Jahrhunderts und ihrer Aufführungspraxis. Er präsentierte seine Forschungen in Artikeln über Tibia und Falaut und mit Vorträgen für das Utrecht Early Music Festival und die Indiana University Bloomington. Zusammen mit Peter Schmid veröffentlichte er die kritische Ausgabe von Foglianis Flötenkonzert im Schmid & Genewein Verlag. Seine Komposition Introduktion, Thema und Variationen über "Es wird scho glei dumpa" wurde bei Edition Walhall veröffentlicht.

Derzeit unterrichtet Enrico Coden Querflöte an der Musikschule Linz und an den Landesmusikschulen Bad Ischl und Mondsee, Österreich. Gemeinsam mit U. T. Tarrès hat er das pädagogische Projekt Trave(r)ssant: eine Zeitreise durch historische Flöten ins Leben gerufen, das in Lleida (Spanien) und Pordenone (Italien) präsentiert wurde.

Er studierte Flöte, historische Aufführungspraxis und Flötenpädagogik am Jacopo Tomadini Konservatorium in Udine bei G. Marcossi, an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei N. Girlinger, J. Dömötör und C. Genewein und am Königlichen Konservatorium in Den Haag bei K. Clark und W. Hazelzet.

www.enricocoden.com