Erin Lupardus - Historische Musikwissenschaft

Der mythische Monolith: Wiederannäherung an die Charakterisierung der Bassvioline nach Traktaten des 17. und 18. Jahrhunderts

Jüngste Forschungen betonen, dass die Vorstellung von dem Barockvioloncello, das immer ähnlich groß wie sein heutiges Pendant ist, mit den Beinen gehalten wird, mit vier Saiten bespannt ist (C und G umsponnen, D und A nicht-umsponnen) und mit Obergriff gestrichen wird, fehlgeleitet ist, aber unser gegenwärtiges Verständnis dieses mythischen Monolithen ist noch immer stark von Vorstellungen physischer Aspekte geprägt, die aus einigen wenigen bemerkenswerten Traktaten abgeleitet wurden, ohne die textlichen und kontextuellen Dimensionen der jeweiligen Quellen zu berücksichtigen. Durch eine Neubetrachtung der Primärtexte versucht meine Forschung nicht, die ‚Lücken dessen zu füllen‘, was in diesen Beschreibungen vermeintlich ‚fehlt‘, oder die offensichtlichen Merkmale herauszupicken, die uns attraktiv erscheinen, sondern diese Texte als das zu lesen, was sie sind: wertvolle Charakterisierungen von Bassviolinen und anderen gestrichenen Bässen (Bassgeigen). Ich wende eine explanatory sequential mixed method an; diese besteht aus einer ersten Analyse, bei der ich spezifizierbare Daten aus den schriftlichen Quellen herausfiltere (was die Texte über die Instrumente aussagen), gefolgt von einer näheren Analyse, bei der ich identische Inhalte zwischen den Quellen aufspüre und den Diskurs qualitativ untersuche (wie die Instrumente sprachlich und subjektiv beschrieben werden). Das Hauptziel besteht darin, ein tieferes Verständnis des historischen Kontextes und der diskursiven Muster, die die Beschreibungen von Bassviolinen umgeben, zu erlangen, was eine nuanciertere Erforschung der historischen Perspektiven auf diese Instrumente ermöglicht.

Erstbetreuer: Univ. Prof. Dr. Lars-Edvard Laubhold, ABPU
Zweitbetreuer: Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Grassl, mdw

Biografie

Erin Lupardus (*1996) ist eine Cellistin, Forscherin und Englischlehrerin aus Oklahoma, USA. Sie trat mit verschiedenen Ensembles in der Carnegie Hall, im Strathmore Music Center, im Oklahoma Civic Center, in der Midwest Clinic in Chicago und im Weißen Haus auf. Neben ihren künstlerischen Projekten forscht sie auf dem Gebiet der barocken Aufführungspraxis.

Erin erwarb ihren Bachelor of Music in Cello und Deutsch, magna cum laude, an der DePauw University in Indiana. Nach einem Fulbright US Student Grant zur Erforschung der historischen Aufführungspraxis für das Studienjahr 2018–2019 schloss sie ihren Master of Arts in Baroque Cello Performance an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz ab, wo ihre Masterarbeit über den Einfluss italienischer Cellisten im England des 18. Jahrhunderts für den UNIsono Masterpreis nominiert wurde. Sie hat Cello bei Claire Pottinger-Schmidt, Catherine Jones, Guy Fishman, Joanna Blendulf, Eric Edberg, Josef Luitz, Tomasz Zięba und Jonathan Ruck studiert.