Produktionen 2022

Die Geierwally von Felix Mitterer

Premiere 28.01.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Kammerspiele

Nach dem gleichnamigen Roman von Wilhelmine von Hillern

Leitung
Inszenierung: Sara Ostertag
Bühne und Kostüme: Nanna Neudeck
Komposition und Live-Musik: Jelena Popržan
Dramaturgie: Wiebke Melle


Besetzung
Walburga Stromminger, genannt "Geierwally": Gunda Schanderer
Stromminger, Höchstbauer, ihr Vater: Daniel Klausner
Vinzenz Gellner, ein reicher Bauernsohn: Benedikt Steiner
Josef Hagenbach, genannt "Bärenjosef": Helmuth Häusler
Kletter, Knecht: Markus Ransmayr
Luckard, Magd: Alexander Julian Meile
Afra, Kellnerin: Benedikt Steiner
Paula, Mutter von Josef: Markus Ransmayr
Lammwirt: Alexander Julian Meile
Burschen: Maximilian Bendl / Levent Kelleli / Nikolaj Maximilian Klinger
Bär: Sabine Rechberger
Kleiner Adler: Elisabeth Baehr / Selma Spitzer


Stückinfo
Walburga Stromminger, Tochter des reichsten Bauern der Gegend, tut etwas, für das kein Mann im Ort den Mut aufbringt: Sie hebt ein Adlernest aus und nimmt das Jungtier an sich. Fortan hat sie eine treue Begleiterin und einen neuen Spitznamen: Geierwally. Nach ihrem Erfolg hält Vinzenz Gellner, der Nachbar, um ihre Hand an. Doch Wally will den Bären-Josef – eine Beziehung, die ihr Vater, der Höchstbauer, jedoch verbietet. Als sie sich seinem Gebot, Vinzenz zu heiraten, widersetzt, verprügelt er sie und verbannt sie in die Berge. Dort wird sie in der Gemeinschaft der Tiere aufgenommen. Erst als der Vater stirbt, kehrt sie ins Dorf zurück. Als Höchstbäuerin und reichste Frau der Gegend sollte sie nun endlich frei sein. Doch die traditionellen Strukuren ihrer Umgebung wirken weiter.
 
1873 veröffentlichte Wilhelmine von Hillern Die Geier-Wally als Fortsetzungsroman. Es wird der größte Erfolg der Schriftstellerin. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und von ihr selbst für die Oper La Wally von Alfredo Catalini dramatisiert. Ausgangspunkt der Erzählung war die Begegnung der Autorin mit der Tirolerin Anna Stainer-Knittel, einer bildenden Künstlerin und Adlerjägerin, einer früh emanzipierten Frau im patriarchalen 19. Jahrhundert. Felix Mitterers Bühnenadaption wird seit 1993 bei den Geierwally-Freilichtspielen in Elbigenalp aufgeführt und gibt der Geierwally das Unbeugsame der historischen Vorlage zurück.

 


Geschichten aus dem Wienerwald von Ödön von Horvath

Premiere 19.03.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Schauspielhaus

 

Leitung
Inszenierung: Stephanie Mohr
Bühne: Florian Parbs
Kostüme: Nini von Selzam
Musik/Komposition: Stefan Lasko
Videoprojektion: Philipp Contag-Lada
Dramaturgie: Andreas Erdmann

 

Besetzung
Marianne: Theresa Palfi
Valerie: Katharina Hofmann
Alfred: Benedikt Steiner
Zauberkönig: Horst Heiss
Oskar: Daniel Klausner
Die Mutter: Gunda Schanderer
Der Conferencier / Die Großmutter / Der Beichtvater: Christian Higer
Der Hierlinger Ferdinand: Jan Nikolaus Cerha
Havlitschek: Stefan Lasko / Jakob Kajetan Hofbauer
Rittmeister: Helmuth Häusler        
Erich: Joshua Bader            
Der Mister: Klaus Müller-Beck
Emma: Annelie Straub

 

Stückinfo
Horváths Milieu ist das der kleinen Leute, seine Leidenschaft sind die großen Porträts junger Frauen. Marianne heißt die Tochter des despotischen Scherzartikelhändlers, der der Zauberkönig genannt wird. Verlobt ist sie mit dem Fleischer Oskar. Ihn ihre große Liebe nennen, hieße lügen. Ausgerechnet auf ihrer – sogenannten – Verlobung verliebt sich Marianne in den Hallodri Alfred. Der ist ein Tunichtgut und treibt sich eher auf der Rennbahn als dem Arbeitsamt herum, doch was sich Marianne in den Kopf gesetzt hat, hat sie sich in den Kopf gesetzt.
Horváths Stück, geschrieben Ende der 20er Jahre in der Zeit der Wirtschaftskrise und katastrophaler Arbeitslosigkeit, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas und der von Horváth selbst begründeten Tradition des modernen Volksstückes. Erich Kästner nennt Geschichten aus dem Wiener Wald „ein Wiener Volksstück gegen das Wiener Volksstück“. Lakonisch demaskiert Horváth das Klischee von der Wiener Gemütlichkeit und stellt unter Verwendung ihrer Stereotypen deren Verlogenheit zur Schau. Und in der Luft ist ein Klingen und Singen – als verklänge irgendwo immer wieder der Walzer Geschichten aus dem Wienerwald von Johann Strauss.

 


Jenny Jannowitz von Michel Decar

Premiere 08.04.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Studiobühne

Tragikomödie
Produktion des Schauspielstudios des Landestheaters Linz
Kooperation mit der Anton Bruckner Privatuniversität Linz


Leitung
Inszenierung: Anna Marboe
Bühne und Kostüme: Helene Payrhuber
Dramaturgie: Wiebke Melle


Besetzung
Jenny Jannowitz: Leonie Jacobs
Karlo Kollmar: Nils Svenja Thomas
Sibylle: Gemma Vannuzzi
Mutter: Rebecca Hammermüller
Doktor Pappeldorn: Kaspar Simonischek
Der Oliver: Patrick Ljuboja


Stückinfo
Karlo Kollmar hat doch tatsächlich den ganzen Winter verschlafen. Hektisch kehrt er an seinen Arbeitsplatz zurück und muss feststellen: Nichts ist wie zuvor. Sein Chef geriert sich als lässiger Kumpel und rät ihm, doch erstmal eine Ruhepause einzulegen. Karlos Mutter möchte mit Vornamen angesprochen werden und trifft sich neuerdings mit Karlos Chef. Und zu allem Überfluss heißt seine Freundin plötzlich Sybille oder Sabine. Zum Glück hat Karlo in seinem Berufsleben gelernt, flexibel auf alle Veränderungen zu reagieren. Das wird ihm helfen, sein Glück zu finden. Jedoch verzweifelt er zusehends, je weiter er sich auf die immer neuen Umstände einlässt. Gut, dass Jenny Jannowitz stets zur rechten Zeit auftaucht.
Michel Decar hat ein rasantes Stück über die moderne Gesellschaft geschrieben, in welchem er mit viel Humor auf das permanente Streben nach Selbstverwirklichung blickt.

 


Macbeth von Heiner Müller

Premiere 28.05.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Kammerspiele

Tragödie nach William Shakespeare

Leitung
Inszenierung: Stephan Suschke
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Angelika Rieck
Musik: Joachim Werner
Dramaturgie: Martin Mader

Besetzung
Macbeth: Alexander Hetterle
Lady Macbeth: Theresa Palfi
Banquo / Bote 2 / Soldat 5: Alexander Julian Meile
Duncan / Lord / Arzt / Bote 1 / Soldat 6: Lutz Zeidler
Lenox / Knecht 2 / Mörder 3 / Soldat 7: Klaus Müller-Beck
Rosse / Knecht 1 / Diener 2 / Soldat 2 / Mörder 2: Helmuth Häusler
Malcolm / Junger Bauer / Mörder 1 / Soldat 3: Christian Taubenheim
Lady Macduff / Frau / Lady / Hofdame: Angela Waidmann
Macduff / Fleance / Bauer 1 / Soldat 4: Nils Thomas
Seyton / Pförtner / Diener 1 / Soldat 1 / Bauer 2: Kaspar Simonischek


Stückinfo
Der (ost-)deutsche Dramatiker Heiner Müller hielt sich mit seiner Macbeth-Version aus dem Jahr 1971 relativ eng an Shakespeare. Müllers Macbeth erzählt die Tragödie des Königsmörders Macbeth „in einer zirkulär verlaufenden Geschichte“, deren Plot und Charaktere zwar erhalten bleiben, die aber durch Kürzungen knapper ausfällt. Anders als bei Shakespeare bezieht sich das Grauen bei Müller nicht auf die persönliche Schuld Macbeths; Macbeth ist keine Ausnahme im Zyklus der Macht. Das tragische Ende verweist auch nicht auf eine Änderung des Systems, Macbeth ist Produkt und Repräsentant dieser Sozialordnung. Es geht um das ewig gleiche Prinzip von Machtergreifung und -erhalt, in dem Macbeth gefangen ist: Macbeth erscheint selbst als der Schlächter im Dienst einer fremden (Duncans) Sache, der mit dem Königsmord lediglich den Schritt geht – vom fremdbestimmten Schlachten zum selbst- bestimmten Morden.
Müller wendet sich gegen die tradierte Rezeption: Er drängt „die Psychologie der Gewissensqualen“ rigoros an den Rand und erzählt in äußerster Verknappung die „Story eines brutalen und blutigen feudalen Machtkampfs.“ Wo in der Shakespeare-Rezeption vom „Seelendrama“ gesprochen wurde und wo man „göttliches Fatum“ walten sah, wird in Müllers Adaption der Tragödie der blutrünstige Macbeth zu einer im „Räderwerk des blutigen Geschichtslaufs“ gefangenen Figur.

 


Lulu von Frank Wedekind

Premiere 17.09.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Kammerspiele

Leitung
Inszenierung: Fanny Brunner
Bühne und Kostüme: Daniel Angermayr
Musik: Alex Konrad
Dramaturgie: Andreas Erdmann
                    
Besetzung
Lulu: Cecilia Pérez
Dr. Schön, Chefredakteur / Madelaine de Marelle: Christian Taubenheim
Schwarz, Kunstmaler / Rodrigo Quast, Athlet: Alexander Hetterle
Medizinalrat Dr. Groll / Bankier Puntschu: Sebastian Hufschmidt
Alwa Schön, Schriftsteller, Dr. Schöns Sohn / Hexe: Jakob Kajetan Hofbauer
Schigolch: Helmuth Häusler
Prinz Escerny / Graf Casti-Piani / Tierbändiger: Christian Higer
Gräfin Geschwitz / Hexe: Angela Waidmann
Hugenberg, Gymnasiast / Bob / Beefeater / Hexe: Patrick Ljuboja
Kadéga di Santa Croce, Schülerin / Hexe: Leonie Jacobs
Hopkins, Kungu Poti, Hilti, Jack the Ripper, Freier: Ensemble

Stückinfo
Aus der Sphäre des Geheimnisvollen kommend, von der Straße, aus dem Zirkus, tritt Lulu ein in die Männerwelt der großen Stadt. Der Verleger Dr. Schön nimmt sie bei sich auf, kauft sie ihrem zwielichtigen, angeblichen Vater ab, glaubt, einen Erziehungsauftrag zu verfolgen, und wird doch ihr Geliebter. Schön versteht, dass das nicht geht, darum verheiratet er die junge Frau mit dem alten Medizinalrat Goll. Und als ob das nicht genug wäre, will auch Schön sich rasch verheiraten, offenbar hat er begriffen, welche Gefahr von der Naiven, von dem Kind Lulu, ausgeht, die alles, was in ihren Bannkreis tritt, verschlingt. Ihren ersten Ehemann, den alten Goll, trifft bald der Schlag, der zweite, Maler Schwarz, bringt sich in brachialer Weise um. Und schon steht Schön ihr wieder ganz alleine gegenüber, der Naturgewalt, der Drohung Lulu. Immerhin verliebt sich auch noch Schöns erwachsener Sohn Alwa in sie, aber kann das den Verleger retten?
Wedekinds berühmtes Stück über Fantasie und Angst der Männer, in einer jungen Frau verkörpert, ist heute mehr denn je eine Herausforderung. Mit Fanny Brunner stellt sich ihr eine ebenbürtige junge Künstlerin.


Norway.Today von Igor Bauersima

Premiere 18.10.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Studiobühne

Leitung
Inszenierung: Swaantje Lena Kleff
Bühne und Kostüme: Anne Horny
Musik: Ludwig Peter Müller
Dramaturgie: Christine Härter

Besetzung
Julie: Isabella Campestrini
August: Nils Svenja Thomas

Stückinfo
Julie und August lernen sich im Internet kennen und verabreden sich. Aber nicht, um herauszufinden, ob sie miteinander alt werden möchten, sondern, um das Thema Zukunft gemeinsam zu beenden. Sie treffen sich an einem Fjord in Norwegen, um miteinander von der Klippe zu springen. Doch ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht, denn vor der Umsetzung gibt es noch ein paar Dinge zu tun und zu besprechen – Gelegenheiten, den anderen und sich selbst zu befragen, warum man eigentlich hier ist. Und sich kennenzulernen.
Igor Bauersimas Stück hatte 2001 Premiere und war zwischenzeitlich das meistgespielte Werk im deutschsprachigen Raum. norway. today erzählt von der Sinnsuche, dem Wunsch nach Selbstbestimmung und dem Gefühl des Verlassenseins in der Gegenwart. Und das alles trotz aller Ernsthaftigkeit mit einer guten Portion Humor und Optimismus.


Eine posthumane Geschichte von Pat To Yan

Premiere 07.10.2022, Spielstätte Landestheater Linz, Kammerspiele

Leitung
Inszenierung: Sara Ostertag
Bühne: Nanna Neudeck
Kostüme: Moana Stemberger
Musik: Simon Dietersdorfer
Dramaturgie: Wiebke Melle

Besetzung
Eva-Maria Aichner
Lorena Emmi Mayer
Klaus Müller-Beck
Sofie Pint
Markus Ransmayr
Benedikt Steiner
Rebecca Hammermüller
Kaspar Simonischek
Gemma Vannuzzi
Statisterie des Landestheaters Linz
Live-Zeichnung: Birgit Kellner
Live-Video: Jonatan Salgado Romero

Stückinfo
Frank ist ein unschlagbarer Gamer. Auch das Militär erkennt sein Talent und macht ihm deswegen ein lukratives Angebot: Er soll fortan mittels Drohne andere Länder bombardieren – und zwar ganz bequem, aus dem Home-Office. Auf diese Weise lassen sich auch Familie und Berufsleben viel besser miteinander vereinbaren. Frank stimmt zu. Doch sein Handeln hat Konsequenzen – denn er zieht damit einen kantonesischen Fluch auf sich, der bewirkt, dass sein Sohn Anders ohne Hintern zur Welt kommt. Dank medizinischer Errungenschaften erhält das Kind einen Cyberpo. Die große Überraschung ist, dass dieser wie ein optimiertes, hochdigitalisiertes Hirn funktioniert. Doch so rasant, wie Anders’ Intelligenz wächst, altert er auch. Ist er, der Cyborg, die Zukunft der menschlichen Evolution?
Pat To Yan, 1975 in Hongkong geboren, ist Dramatiker und Theaterregisseur. Sein Stück Eine kurze Chronik des künftigen Chinas war 2016 als erstes chinesisches Stück überhaupt zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens eingeladen. Es bildet den Auftakt seiner Trilogie Posthuman Journey, in der er erforscht, was Menschsein in der Zukunft bedeuten könnte. Eine posthumane Geschichte ist der zweite Teil dieser Serie. Virtuos verwebt Pat To Yan darin die Traditionen des Magischen Realismus und der chinesischen Literatur mit Elementen des Buddhismus und ethischen Fragen nach einem Leben mit Künstlicher Intelligenz.