Internationales Forschungsprojekt “Towards a Unified Model of Musical Form: Bridging Music Theory, Digital Corpus Research and Computation”

Wie funktioniert musikalische Formbildung? Kann man einem Computer beibringen, musikalische Formen (wie z.B. Blues, Menuett, Rondo oder Sonate) zu erkennen? Lassen sich damit auch verborgene Gesetzmäßigkeiten bei individuellen Kompositionsstilen festmachen? Ein großes, internationales Forschungsprojekt der ABPU und der ETH Lausanne widmet sich diesen Fragen im Rahmen einer innovativen Synthese von Forschungsdisziplinen.

Dieses genuin interdisziplinär angelegte Forschungsvorhaben ist an der Schnittstelle von Musiktheorie, den Digital Humanities und den Computerwissenschaften verortet und wird in Kooperation zwischen dem Digital and Cognitive Musicology Lab (Prof. Martin Rohrmeier), dem Chair of Discrete Optimization (Prof. Friedrich Eisenbrand) der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und dem Institut für Theorie und Geschichte (Prof. Markus Neuwirth) der ABPU durchgeführt. Die drei Projektteams (mit insgesamt 10 Mitarbeiter*innen) nutzen dabei die vielfältigen interdisziplinären Synergien, um dem Rätsel musikalischer Formbildung in unterschiedlichen Stilen – von der Musik um 1700 bis hin zu Jazz, Rock und Pop – auf die Spur zu kommen.

Dabei sollen neben aktuellen musiktheoretischen Ansätzen auch solche aus dem Bereich der digitalen Korpusforschung und des Maschinellen Lernens anhand großer Datenmengen zur Anwendung gelangen, gestützt durch die Entwicklung effizienter Algorithmen. Projektstart ist Anfang September 2024.

Mit einer Laufzeit von vier Jahren wird das Forschungsprojekt vom Schweizer Nationalfonds (SNF) im Rahmen des Sinergia-Programms mit einem Fördervolumen von 2,1 Millionen CHF gefördert, etwa ein Drittel davon geht an die ABPU.

Über Markus Neuwirth

Markus Neuwirth bekleidet seit 2020 eine Professur für Musikanalyse an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Zuvor forschte er am Digital and Cognitive Musicology Lab der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), wo er zusammen mit Martin Rohrmeier das von der Volkswagenstiftung geförderte digitale „From Bach to the Beatles“-Projekt leitete (2018–2020). Bis September 2016 war Neuwirth Postdoc an der Universität Leuven (gefördert durch den Fonds für wissenschaftliche Forschung Flandern), wo er 2013 im Fach Musikwissen­schaft promovierte. Seit 2022 ist Neuwirth Mitglied des Editorial Board der Fachzeitschrift Music & Science und bereits seit 2016 Herausgeber der Zeitschrift Music Theory and Analysis (MTA). Zusammen mit Pieter Bergé gab er den Sammelband What is a Cadence? Theoretical and Analytical Perspectives on Cadences in the Classical Repertoire (Leuven University Press, 2015) heraus, der von der amerikanischen Society for Music Theory mit dem Outstanding Multi-Author Collection Award 2018 ausgezeichnet wurde.

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