Gastvortrag von Simone Heilgendorff: Gender-Proportionen in der zeitgenössischen (Kunst-)Musik in Ensembles und im Publikum

Am 12.3.2024 um 14.00h hält Simone Heilgendorff im Großen Hörsaal (ITG) einen Gastvortrag zum Thema: "Gender-Proportionen in der zeitgenössischen (Kunst-)Musik in Ensembles und im Publikum" unter Einbeziehung der Publikums-Studie zu Festival d’Automne à Paris, Warszawska Jesień und Wien Modern 2014.

 

Simone Heilgendorff ist Musikwissenschaftlerin, Bratschistin und Gründungsmitglied des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Kairos Quartetts Berlin, mit dem sie schon zahlreiche Uraufführungen realisierte. Sie präsentiert in dem Vortrag Ergebnisse aus dem von ihr geleiteten FWF-Forschungsprojekt „New Music Festivals als Agora".

 

Vortrags-Abstract:

Gender-Proportionen in der zeitgenössischen (Kunst-)Musik in Ensembles und im Publikum unter Einbeziehung der Publikums-Studie zu Festival d’Automne à Paris, Warszawska Jesień und Wien Modern 2014

Seit etwa 1980 wird das Thema „Frauen in der Musik“ durch forschende, künstlerische und verlegerische Aktivitäten weitergebracht. 2016 wurde es – ausgelöst durch eine heftige Gender-Debatte bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik – wieder hoch aktuell und rüttelte die Szene der zeitgenössischen (Kunst-)Musik auf. Seither wird wesentlich mehr Musik von Komponistinnen programmiert und einschlägige Ensembles arbeiten an ihren Besetzungen. Zugleich konnte in der Publikumsstudie des FWF-Projekts New Music Festivals as Agorai, die im Herbst 2014 beim Festival d’Automne à Paris, beim Warszawska Jesień und bei Wien Modern durchgeführt wurde, gezeigt werden, dass das Publikum dieser Musik bereits in etwa paritätisch gemischt ist. 

Eine sozio-kulturelle Grundlegung und Kontextualisierung der Gender-Debatte in der zeitgenössischen (Kunst-)Musik wird durch empirische Daten zu den Besetzungen spezialisierter Ensembles im Frühjahr 2018 und im März 2024 sowie zur gender-bezogenen Zusammensetzung des Publikums und der Programme bei der Agorai-Studie 2014 und deren Auswertung ergänzt. 

Der Vortrag fußt teilweise auf der im Jahr 2020 erschienenen gemeinsamen Publikation von Simone Heilgendorff mit Katarzyna Grebosz-Haring „Zwischen Podium und Publikum: Gender-Proportionen in der zeitgenössischen (Kunst-)Musik am Beispiel einer Publikums-Studie beim Festival d’Automne, Warszawska Jesień und Wien Modern 2014“, in: „Gender und Neue Musik. Von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart“, hg. v. Vera Grund und Nina Noeske, Bielefeld: transcript Verlag, S. 245–294.

 

Zur Vortragenden:

PD Dr. Simone Heilgendorff ist Musikwissenschaftlerin, Bratschistin und Musik-Kuratorin. Sie studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie sowie Hauptfach Viola in Freiburg, Zürich, Ann Arbor und San Francisco (USA) und in Berlin, wo sie 2002 ihre Promotion abschloss. 2019 habilitierte sie sich an der Paris Lodron Universität Salzburg.

Seit Herbst 2019 lehrt sie als Mitglied der Guest Faculty im Studiengang Sound Studies and Sonic Art der Universität der Künste Berlin. Sie ist seit Juni 2019 Privatdozentin an der Universität Salzburg, wo sie von 2014 bis 2019 den Programmbereich „ConTempOhr. Vermittlung zeitgenössischer Musik am Schwerpunkt Wissenschaft“ in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg leitete. Von 2013 bis 2016 war sie Leiterin des internationalen FWF-Forschungsprojekts „New Music Festivals as Agorai – Their Formation and Impact on Warsaw Autumn, Festival d’Automne in Paris, and Wien Modern after 1980“ (Univ. Salzburg). Zuvor hatte sie seit 1993 diverse universitäre Positionen inne, darunter von 2007 bis 2013 als ordentliche Universitätsprofessorin für Angewandte Musikwissenschaft an der Universität Klagenfurt am Wörthersee.

Simone Heilgendorff ist Bratschistin und Gründungsmitglied des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Kairos Quartetts (Berlin). Neben der zeitgenössischen Ensemblemusik hat sie sich in den 1990er Jahren auch auf Darmsaiten in der historisierenden Aufführungspraxis in kleinen Formationen und Orchestern profiliert.

Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der zeitgenössischen und barocken Musik und ihrer Aufführungspraxis bzw. Interpretationskultur, zur Americana um John Cage, in der Vermittlung und zu kulturellen Kontexten von Musik und in der künstlerischen Forschung.

www.simoneheilgendorff.net

Veranstaltung Theorie und Geschichte
Heilgendorff; Fotos von Dorothee Brodowsky © Kairos Quartett