Faust I

Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe

Der Wissenschaftler Dr. Heinrich Faust hat in seinem Leben, so könnte man meinen, alles

erreicht. Er ist ein gut situierter Forscher, unersättlich im Streben nach Wissen. Und dennoch,

„was die Welt im Innersten zusammenhält“, ist nicht auszumachen, nicht zu begreifen, nicht

zu fassen. In Einzelteile zersplittert liegt sie vor ihm, fremd ist sie ihm geworden, diese Welt.

Kein Halt – nirgends. Stimmen werden in ihm laut.

In diesem wunden Zustand trifft Faust auf Mephisto und geht mit ihm eine folgenreiche Wette

ein: Er gibt sein Leben, wenn Mephisto es schafft, ihm den einen höchsten Augenblick zu

bescheren. Mit dem Teufel an seiner Seite gelangt Faust mehr und mehr in die unentdeckten

Sphären seiner selbst und was da zu Tage tritt hinterlässt Spuren in der Welt. Was in

Auerbachs Keller als leichtes Saufgelage mit dem pöbelnden Volk beginnt, setzt sich als

exzessiver Verjüngungstrip in der Hexenküche fort. Raum und Zeit werden außer Kraft

gesetzt, immer stärker wächst damit die Begierde nach dem „Mehr“ und dem Unmöglichen.

So trifft Faust schließlich auf Gretchen. Und was eine Liebesgeschichte sein könnte, bei der

man verweilen möchte, denn, „Augenblick, du bist so schön“, endet mit der Vernichtung und

Zerstörung dieser jungen Frau, die gerade angefangen hatte zu leben. Fausts Rastlosigkeit

und seine Begierde nach dem immer Anderen hat sich längst schon verselbständigt.

Carsten Knödlers Inszenierung gleicht einer Parabel, die mit Historie spielt und zugleich

Analogien zur Gegenwart herstellt: wie begegnet das einerseits maßlose, zugleich zerstreute

und geteilte Ich einer ebenso zerstreuten und zersplitterten Welt? All seine Figuren sind

Einzelkämpfer bei ihrer jeweils ganz individuellen Suche nach dem Sinn des Lebens. Und

wenn sie sich begegnen, erkennen sie sich nicht als Menschen unter Menschen, sondern nur

die Funktion und Nutzbarkeit des Gegenübers. Doch wie viel Einsamkeit, Anonymität und

Funktionalität erträgt eine Gesellschaft bevor sie implodiert?

Kooperation mit dem Ballett Chemnitz

Spielort: Schauspielhaus - Große Bühne

Dauer: 2 h 45 min / 1 Pause

Altersempfehlung: ab 15 Jahren

Information: Die Inszenierung beginnt mit dem "Vorspiel auf dem Theater" um 19.15 Uhr im

Foyer

Premiere: 06.05.2017

Wiederaufnahme: 06.11.2019

 

INSZENIERUNG

Regie Carsten Knödler / Bühne Frank Hänig / Kostüme Ricarda Knödler / Choreografie Sabrina Sadowska / Musik Steffan Claußner / Dramaturgie und Szenische Einrichtung

Vorspiel Kathrin Brune

BESETZUNG

Philipp Otto: Faust 

Dirk Glodde: Mephisto 

Wolfgang Adam: Faust (Alter Ego I), Erdgeist 

Alexander Ganz: Faust (Alter Ego II), Student 

Arthur Wenger, Josef Wenger: Faust (Alter Ego III), Valentin 

Susanne Stein: Herr, Marthe, Hexe 

Seraina Leuenberger: Gretchen 

Patrick Wudtke: Wagner, Böser Geist

Damen und Herren des Balletts

Dorothea Röger, Nina Vieten, Julian Laybourne, Vinzenz Wegmüller: Vorspiel auf dem Theater