Faust 1

Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe

Wiederaufnahme: 01.09.2018
Premiere: 06.05.2017

Der Wissenschaftler Dr. Heinrich Faust hat in seinem Leben, so könnte man meinen, alles erreicht. Er ist ein gut situierter Forscher, unersättlich im Streben nach Wissen. Und dennoch, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, ist nicht auszumachen, nicht zu begreifen, nicht zu fassen. In Einzelteile zersplittert liegt sie vor ihm, fremd ist sie ihm geworden, diese Welt. Kein Halt – nirgends. Stimmen werden in ihm laut. 

In diesem wunden Zustand trifft Faust auf Mephisto und geht mit ihm eine folgenreiche Wette ein: Er gibt sein Leben, wenn Mephisto es schafft, ihm den einen höchsten Augenblick zu bescheren. Mit dem Teufel an seiner Seite gelangt Faust mehr und mehr in die unentdeckten Sphären seiner selbst und was da zu Tage tritt hinterlässt Spuren in der Welt. Was in Auerbachs Keller als leichtes Saufgelage mit dem pöbelnden Volk beginnt, setzt sich als exzessiver Verjüngungstrip in der Hexenküche fort. Raum und Zeit werden außer Kraft gesetzt, immer stärker wächst damit die Begierde nach dem „Mehr“ und dem Unmöglichen. So trifft Faust schließlich auf Gretchen. Und was eine Liebesgeschichte sein könnte, bei der man verweilen möchte, denn, „Augenblick, du bist so schön“, endet mit der Vernichtung und Zerstörung dieser jungen Frau, die gerade angefangen hatte zu leben. Fausts Rastlosigkeit und seine Begierde nach dem immer Anderen hat sich längst schon verselbständigt. 

Carsten Knödlers Inszenierung gleicht einer Parabel, die mit Historie spielt und zugleich Analogien zur Gegenwart herstellt: wie begegnet das einerseits maßlose, zugleich zerstreute und geteilte Ich einer ebenso zerstreuten und zersplitterten Welt? All seine Figuren sind Einzelkämpfer bei ihrer jeweils ganz individuellen Suche nach dem Sinn des Lebens. Und wenn sie sich begegnen, erkennen sie sich nicht als Menschen unter Menschen, sondern nur die Funktion und Nutzbarkeit des Gegenübers. Doch wie viel Einsamkeit, Anonymität und Funktionalität erträgt eine Gesellschaft bevor sie implodiert?

Regieteam
Regie: Carsten Knödler
Bühne: Frank Hänig
Kostüme: Ricarda Knödler
Choreografie: Sabrina Sadowska
Musik: Steffan Claußner
Dramaturgie und Szenische Einrichtung Vorspiel: Kathrin Brune

Besetzung
Faust: Philipp Otto
Mephisto: Dirk Glodde
Faust (Alter Ego I), Erdgeist: Wolfgang Adam
Faust (Alter Ego II), Schüler: Martin Valdeig
Faust (Alter Ego III), Valentin: Ludwig Stein, Tim Beier
Herr, Marthe, Hexe: Susanne Stein
Gretchen: Seraina Leuenberger
Wagner, Böser Geist: Jan Gerrit Brüggemann
Damen und Herren des Ballets
Vorspiel auf dem Theater: Lauretta van de Merwe, Jan Beller, Jannik Rodenwaldt