Lenz. Festung. Ich

Eine Collage nach Georg Büchner
Studioinszenierung

URAUFFÜHRUNG

Premiere 08.10.2015
Schauspielhaus-Ostflügel

Lenz, Student in einer Großstadt, möchte am liebsten auf dem Kopf gehen. Die Welt verkehrt sehen. Seine Beziehung ist zerbrochen, sein politisches Engagement erscheint ihm perspektivlos. Er findet keinen Platz in der Gesellschaft, vielleicht hat die Gesellschaft aber auch keinen Platz für ihn. Er sucht ein anderes Leben – aber welches und wo ist dieses Leben zu finden? Lenz löst eine Fahrkarte. Wohin die Reise gehen wird, das weiß er nicht. Der Weg wird zum Ziel und zur Auseinandersetzung mit einem fühlenden Ich, dessen schmerzliche Schreie an den Betonmauern der Häuser abprallen und von der Vielstimmigkeit der Großstadt verschlungen werden.

Ausgangspunkt für unsere diesjährige Studioinszenierung ist die Auseinandersetzung mit dem Dichter J.M.R. Lenz. Er war ein Stürmer und Dränger, Zeitgenosse und Freund Goethes. Doch während Goethe bereits zu Lebzeiten ein angesehener Dichter war, der durch seinen Roman "Die Leiden des jungen Werther" beachtliche Aufmerksamkeit erlangte, blieb Lenz dies verwehrt. In einer Zeit, als der Kult um das fühlende Ich in Europa Hochkonjunktur hatte, entsprach Werthers seelische Erschütterung dem zeitgenössischen Lebensgefühl. Auch Lenz lebte in dieser permanenten inneren Zerrissenheit, aber auch, anders als Goethe, in einem zermürbenden Spannungsverhältnis zur Gesellschaft und den herrschenden Konventionen. Lenz war nicht fähig, auf der Klaviatur der Gesellschaft zu spielen, er beherrschte ihre Noten nicht. Deswegen wurde er zur tragischen Gestalt seines eigenen Lebens und zur Kunstfigur in Büchners 1835 erschienen Novelle "Lenz". Büchner zeigt den jungen Dichter Lenz in seiner ganzen Gefährdung: den Abgrund vor Augen und den Wahnsinn im Nacken. Auf dieser Folie ist auch Peter Schneiders "Lenz" zu lesen, der seine Figur in die Tradition der 1968er Generation stellt und damit in den Kontext gesellschaftlicher Umwälzungen. Doch auch hier finden wir keinen Lenz, der auf der Welle mitschwingt, sondern sich in Orientierungslosigkeit und tiefen Prozessen individueller Selbstfindung verstrickt. Diese Historie wollen wir huckepack nehmen und damit auf unsere Gegenwart blicken. Und es fragt sich, wo und wie wir Lenz treffen; und ob wir ihn dann wiedererkennen – und uns in ihm.

Dauer: ca. 1 Stunde 15 Minuten / keine Pause

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Preis 12,- €

Einführung 30 Minuten vor Beginn jeder Vorstellung

INSZENIERUNGSTEAM


Regie: Kathrin Brune 
 
Bühne: Elena Bulochnikova* 
 
Kostüm: Katarína Holková* 
 
Dramaturgie: René Schmidt 
 

* Studenten des Masterstudiengangs Bühnenbild / Szenischer Raum (TU Berlin) unter Mentor Prof. Frank Hänig 
 

BESETZUNG

Stella Goritzki*   
Shana Sophie Brandl**      
Paul-Louis Schopf*      
Christopher Schulzer* 

* Studenten der Anton Bruckner Privatuniversität Linz
** Studentin der Kunstuniversität Graz 
  

http://www.theater-chemnitz.de/sparten/schauspiel/schau_premieren/schau1516/lenz_festung_ich.html

http://www.freiepresse.de/KULTUR/Kein-Spiel-das-Leben-heisst-artikel9326776.php